Skip to navigation Skip to main content

Sind alpine Schutzhütten heute noch, was sie früher einmal waren?

Schoenfeld Huette
© DAV, Thomas Gesell

Vorreservierung, Halbpension, Anzahlungspflicht und in manchen Hütten sogar 100 % Reservierungsquote, das gab es vor einiger Zeit in den alpinen Hütten noch nicht. Noch vor 15 Jahren galt in Berghütten eine klare Regelung: Wer bis 18 Uhr ankam, bekam auch sicher einen Schlafplatz. Heute liest man auf den Webseiten einiger Schutzhütten bereits, dass es ohne Hüttenreservierung gar keinen Schlafplatz mehr gibt. IndenBergen beleuchtet die Hintergründe für dich.

Die Entwicklung der Schutzhütten in den letzten Jahren

Früher war es gängig, einfach auf einer Hütte anzukommen und dort, nach einem Eintrag ins Hüttenbuch, auch bestimmt einen Schlafplatz zu bekommen. Alpenvereinsmitglieder wurden zwar bevorzugt, jedoch bekam jeder ein Bett. Heute können sich Bergsteiger und Wanderer dabei nicht mehr sicher sein. Vor 15 Jahren änderte sich die Hüttenordnung und es durften von diesem Zeitpunkt an bis zu 75 % der Schlafplätze in den Schutzhütten der Alpenvereine vorab reserviert werden. Im Jahr 2021 gab es sogar Berghütten, bei denen 100 % aller Schlafplätze vorab gebucht werden konnten, was spontane Wanderer und Bergsteiger vor große Probleme stellt. Besonders, wenn eine Tour aufgrund veränderter Wetterverhältnisse nicht weitergehen kann, ist dies schwierig. Die Corona-Pandemie hat natürlich auch einiges zur veränderten Situation in den Bergen beigetragen. Die Corona-Auflagen galten schließlich auch für Hütten und somit war häufig der Platz begrenzt, um die vorgeschriebenen Abstände einhalten zu können.

Reservierungspflicht in Schutzhütten

Die Gründe für die Reservierungspflicht in Berghütten sind vielfältig. Wichtig für die Hüttenwirte ist natürlich eine gewisse Planbarkeit, da die Kapazitäten begrenzt sind, nicht nur bei den Betten, sondern auch den Lebensmitteln. Da ist es durchaus hilfreich, vorab zu wissen, wie viele Personen in den nächsten Tagen die Hütte besuchen werden. Damit lassen sich logistische Abläufe, wie die Bestellung und Anlieferung von Essen, Getränken und benötigtem Material besser und genauer planen. Durch die schwierige Erreichbarkeit mancher Schutzhütten, ist dies besonders wichtig.

Doch eine einheitliche Regelung gibt es hier noch nicht und somit nach wie vor Wirten, die für jeden Gast ein Plätzchen finden. Wie wäre es also mit einer Hüttenübernachtung an einem Bergsee?

Risiken durch die Reservierungspflicht

Besonders problematisch ist die Reservierungspflicht für Bergsportler bei Wetterumschwüngen. Dadurch fühlt sich vielleicht so manch einer gezwungen, seine Tour fortzusetzen, um die gebuchte Berghütte zu erreichen, obwohl das aufgrund der Wetterbedingungen nicht mehr sicher ist. Wer vernünftig ist und auf einer anderen Hütte einkehrt oder umkehrt, sollte unbedingt die gebuchte Schutzhütte informieren. So kann man dort die Belegung der Schlafplätze neu planen und macht sich keine Sorgen.

Warum wird manchmal eine Anzahlung verlangt?

Im Rahmen einer Reservierung auf einer alpinen Schutzhütte auch eine Anzahlung zu verlangen, mag im ersten Moment seltsam klingen, hat aber mit schlechten Erfahrungen zu tun, die einige Hüttenwirte gemacht haben. Wer einfach in allen Berghütten auf seiner Route einen Platz für die Nacht reserviert und dann die nicht genutzten Plätze nicht absagt, verärgert vermutlich den ein oder anderen Hüttenbetreiber. Abgesehen von den organisatorischen Schwierigkeiten warten die Wirte natürlich auf ihre Gäste. Erscheint ein Bergsteiger oder Wanderer einfach nicht, kann schließlich auch immer etwas passiert sein. Besonders wenn große Gruppen ohne Absage ausbleiben, bleiben sehr viele Betten leer. Um dies zu vermeiden, verlangen immer mehr Schutzhütten im Zuge der Reservierung auch eine Anzahlung, die mit dem Übernachtungspreis verrechnet und bei einer rechtzeitigen Stornierung zurückgezahlt wird.

 

 

Schlafplatz plötzlich nur noch mit Halbpension

Dieser Trend ist besonders bei den Frühaufstehern unter den Bergfreunden unbeliebt. Immer mehr Almhütten können nur noch mit Halbpension gebucht werden. Ein Abendessen braucht jeder, der nach einem Tag in den Bergen auf einer Hütte ankommt, aber wer am nächsten Tag wieder früh los möchte, hat meist keine Zeit bis zum Frühstück um 8:00 Uhr zu warten. Alternativ bieten einige Hütten ein sogenanntes Thermo-Frühstück an, dass sich die frühen Vögel auf ihre Tour mitnehmen können. Allerdings ist das Preis-Leistungs-Verhältnis größtenteils nicht zu vergleichen mit dem angebotenen Frühstück auf der Schutzhütte. Andererseits ist es verständlich, dass die Hüttenwirte nicht jeden Morgen ab 4:00 Uhr ein Frühstück bereitstellen können, wenn sie abends erst mit den letzten Gästen ins Bett gehen.

Was ist mit Handyladegebühren und Co.?

In immer mehr Schutzhütten werden weitere Serviceleistungen nicht mehr kostenlos angeboten. Dies ist, wenn es zum Beispiel darum geht, sein Handy über Nacht zu laden, für den Hüttengast natürlich ärgerlich. Schließlich ist er auf ein Gerät mit vollem Akku in den Bergen angewiesen. Hier stehen die gestiegenen Besucherzahlen in alpinen Schutzhütten mit dem Wunsch nach mehr Komfort, gegenüber der Pflicht der Wirte, wirtschaftlich zu arbeiten. Angesichts dessen ist es an manchen Stellen leider nicht mehr möglich Dinge, die früher selbstverständlich waren, heute noch ebenso anzubieten.

Welche Vorteile haben Alpenvereinsmitglieder heute noch?

Wer jetzt denkt, dass er sich seine Mitgliedschaft im Alpenverein eigentlich sparen kann, wo Schlafgelegenheiten reserviert werden müssen und Vereinsmitglieder bei der Vergabe nicht mehr bevorzugt werden, der irrt sich. Wer einem Alpenverein angehört, zahlt für seine Übernachtung in einer alpinen Schutzhütte einen wesentlich geringeren Preis, als Nicht-Mitglieder. Auch der Versicherungsschutz im Rahmen der Mitgliedschaft ist nicht zu unterschätzen, denn so eine Bergrettung kann ziemlich teuer werden. Zudem gibt es geführte Bergtouren, Örtlichkeiten zum Klettern, verschiedenen Workshops und viele weitere Vorteile im Rahmen einer Mitgliedschaft.

Erfüllen alpine Schutzhütten unter diesen Bedingungen noch ihren ursprünglichen Zweck?

Wir sagen ja. Auch wenn sich die Bedingungen für eine Hüttenübernachtung in den letzten Jahren verändert haben und mehr an die Abläufe in Hotels erinnern, bleiben sie dennoch Orte, an denen Wanderer, Spaziergänger und Bergsteiger Schutz suchen, sich ausruhen und Essen und Trinken bekommen. Und auch wenn der ein oder andere Hüttenbetreiber auf eine Reservierung besteht, gibt es noch genug andere, die flexibel sind und besonders bei schlechtem Wetter, jedem ein Lager für die Nacht anbieten. Wer ganz ehrlich ist, weiß, dass auch in den Bergen die Uhren weitergehen dürfen. Auch wenn wir uns gerade dort am meisten über Einfachheit, ursprüngliche Hütten und fehlenden modernen Schnickschnack freuen.

Miriam

Über Miriam

Für Miriam müssen es keine großen Höhenmeter sein. Abwechslungsreich und gespickt mit schönen Aussichten sind die perfekten Wanderwege für sie und wenn am Ende noch eine schöne Hütte wartet, ist der Tag in den Bergen perfekt.