Letzten Sommer konnte ich endlich den Punkt „Mehrtageswanderung“ von meiner Bucket-Liste streichen. Gemeinsam mit meiner Kollegin Vera bin ich fünf Tage lang am Balkan Trail gewandert, einem Teilabschnitt des Peaks of the Balkans Trails. Diese Wanderung hat uns durch die einzigartige Bergwelt von Albanien, dem Kosovo und Montenegro geführt und war gefüllt mit kleinen Abenteuern und wunderschönen Erlebnissen. Letzte Woche konntest du in unserem Reisebericht über die Vorbereitung und die ersten beiden Etappen lesen, heute nehmen wir dich auf die letzten drei Tage am Balkan Trail mit.
Unsere Wanderung am Balkan Trail
Ich war noch nie so sehr „in den Bergen“, wie bei dieser Fünftageswanderung durch das Prokletije-Gebirge. Weit weg von Luxus und Alltag, trafen wir in diesen Tagen nur eine Handvoll Touristen und tauchten mit Zelt und lokaler Verpflegung tief in die Berge und die Kultur von Albanien, dem Kosovo und Montenegro ein. Zusammen mit einer Wandergruppe und unterstützt von dem Reiseveranstalter Travelbase, sind wir fast 80 km gewandert und haben 4.000 hm überwunden. Es war eine Erfahrung, die meine Kollegin Vera und ich um nichts in der Welt missen möchten. Aber nicht, weil es immer lustig, schön und einfach war – ganz im Gegenteil. Vor allem die letzten drei Tage waren von viel Schweiß, ab und an schlechter Laune und jede Menge Durchhaltevermögen geprägt. Aber all das wurde immer von den wahnsinnig schönen Aussichten und dem stolzen Gefühl am Abend, eine weitere Etappe des Balkan Trails gemeistert zu haben, überstrahlt.
In diesem Blog erfährst du mehr über den Peaks of the Balkans Trail und den Balkan Trail >
Etappe 3: von Theth nach Valbona
Die dritte Tagesetappe war etwas kürzer als die Wanderung am Tag zuvor, jedoch hatten wir mit müden Beinen und einem langen Aufstieg durch den Wald ohne Aussichten zu kämpfen. Oben angekommen war die schlechte Laune dann aber schnell Geschichte, der Wald lichtete sich und wir konnten endlich sehen, dass sich die Mühen gelohnt haben: Tag drei am Balkan Trail führte uns mitten hinein, zwischen die höchsten Gipfel der 'Verfluchten Berge'.
Der Balkan Trail Tag 3: von Theth nach Valbona | |
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Dauer | 8 Stunden |
Höhenmeter | 1.200 hm Aufstieg, 940 hm Abstieg |
Distanz | 15,5 km |
Untergrund | Waldboden, Steine und Schotter |
Schwierigkeitsgrad | mittel bis schwer |
Ausdauer | |
Technik | |
Aussichten |
Aussichtloser Aufstieg mit lohnendem Ziel
Am Morgen wurde unser Gepäck auf Pferde und Esel geschnallt, denn ein Gepäcktransport mit dem Auto war auf dieser Etappe nicht möglich. Mit müden Beinen tauchten wir zu Beginn dieses Tages in die Geschichte des „Kanun“, dem albanischen Gewohnheitsrecht, ein. Der Balkan Trail führt an einer Kirche vorbei, die früher von der Blutrache bedrohten Menschen Schutz bot. Dann war es Zeit für den Anstieg: Der flache Waldweg ging bald in einen steilen und steinigen Pfad über, der vor allem eine mentale Herausforderung war, da es keine Anhaltspunkte gab. Einziger Lichtblick des aussichtslosen Aufstiegs war das Mittagessen in einer kleinen gemütlichen Hütte und die Vorfreude auf das Ziel. Denn als wir endlich über die Waldgrenze kamen und wieder Aussicht hatten, fanden wir uns zwischen den höchsten Gipfeln der sogenannten Verfluchten Berge wieder. Es war atemberaubend. Das ganze Valbona-Tal erstreckte sich vor uns, mit all seinen Pässen, hohen Bergen und tiefen Tälern.
Abstieg mit Aussicht
Beflügelt von den phänomenalen Ausblicken auf 1.800 Metern Seehöhe, begannen wir den Abstieg ins Tal. Nach vier Stunden bergauf war der anfangs noch sanft abfallende Weg, eine willkommene Abwechslung. Der dann folgende steile und felsige Abstieg endete in einem breiten Flussbett. Die gesamte Zeit über hatten wir dabei die höchsten Gipfeln Albaniens im Blick und die warme Sonne im Gesicht. Es war ein herrliches Gefühl und die Limonade auf der Hütte schmeckte an diesem Tag besonders gut. Im Tal angekommen, wartete ein Kleinbus, der uns zum nächsten Schlafplatz nach Valbona brachte.
Fazit des dritten Tages:Kaum zu glauben, aber immer noch 0 Blasen!
Etappe 4: von Valbona nach Dobërdol
Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden wir mit dem Bus nach Ceremi gefahren, von hier aus wanderten wir an Tag 4 des Balkan Trails nach Dobërdol. Beides sind Hirtendörfer, die nur im Sommer bewohnt werden, da im Winter hier bis zu vier Meter Schnee liegen. Diese Etappe führte uns durch eine der unberührtesten Gegenden von Albanien und Montenegro. Eine Region, in der die Zeit still zu stehen scheint. Außerdem kam auf dieser Etappe zum ersten Mal unsere Regenjacke zum Einsatz. Eine willkommene Abwechslung nach den letzten heißen Tagen.
Der Balkan Trail Tag 4: von Valbona nach Dobërdol | |
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Dauer | 7 Stunden |
Höhenmeter | 1.070 hm Aufstieg, 440 hm Abstieg |
Distanz | 16 km |
Untergrund | Waldboden |
Schwierigkeitsgrad | mittel |
Ausdauer | |
Technik | |
Aussichten |
Ein gemütlicher Spaziergang...
Im Gegensatz zu den letzten beiden, sehr anstrengenden Tagen, fühlte sich Tag vier fast schon wie ein Spaziergang an. Die Anstiege waren sanft und wir konnten uns immerzu an den Brombeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren am Wegesrand stärken. Außerdem passiert man auf dieser Strecke die Grenze nach Montenegro und dann wieder zurück nach Albanien. Schwer vorstellbar, dass man diese Grenzen vor einigen wenigen Jahren kaum übertreten konnte – heute übersieht man den übrig gebliebenen Betonmast beinahe. Nicht nur das Land, sondern auch die Landschaft änderte sich: Während wir am Tag zuvor noch durch hochalpines Gelände gewandert sind, tauchten wir an diesem Tag in tiefe Wälder, sanfte grüne Hügel und entlegene Bergdörfer ein.
... mit einem regnerischen Ende
Während des Mittagessens wurde klar, dass es an der Zeit war, die Regenjacke auszupacken. Wolken zogen am Himmel auf und in der Ferne hörte man bereits das herannahende Gewitter. Es folgte ein verregneter, und trotzdem schöner Nachmittag in den Hügeln der Albanischen Alpen. Wir hatten unglaubliches Glück, denn das Gewitter erreichte uns erst, als wir schon in Sichtweite des Dorfes Dobërdol waren. Nach einem kurzen Zielsprint wurden wir im Gästehaus des Dorfes herzlich empfangen und durften erneut die unglaubliche Gastfreundschaft der Einheimischen erleben. Eine Familie aus dem kleinen Dorf, das nur zu Fuß erreichbar ist, kochte für uns. Ein Spieleabend war dann das perfekte Ende zu einem perfekten – wenn auch etwas nassen – Tag.
Fazit des vierten Tages: Immer noch keine Blasen, dafür umso mehr schöne Eindrücke gesammelt.
Etappe 5: von Dobërdol zurück nach Plav
Wir konnten es gar nicht glauben: Der letzte Tag! Nach einem gemeinsamen Frühstück mit unseren Wanderkollegen packten wir noch ein letztes Mal unsere Wanderrucksäcke und machten uns auf den Weg, auf die fünfte und letzte Etappe des Balkan Trails.
Der Balkan Trail Tag 5: von Dobërdol nach Plav | |
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Dauer | 6 Stunden |
Höhenmeter | 750 hm Aufstieg, 910 hm Abstieg |
Distanz | 17 km |
Untergrund | Waldboden, Steine und Geröll |
Schwierigkeitsgrad | mittel bis schwer |
Ausdauer | |
Technik | |
Aussichten |
Wandern abseits der ausgetretenen Pfade
Etwas müde, aber trotzdem voller Freude begannen wir diesen letzten Wandertag sogleich mit einem steilen Anstieg. Im Gerbaja-Tal, eines der schönsten Täler, die der Balkan Trail zu bieten hat, stiegen wir im Zickzack zum Taljanka Peak auf. Genau hier befindet sich das Dreiländereck zwischen Albanien, Montenegro und dem Kosovo. Oben angekommen standen wir inmitten eines grünen Paradieses, mit wahnsinnig schönen Ausblicken auf alle drei Länder und das Karanfil-Massiv. Nachdem wir sicher waren, dass wir auch wirklich von jedem Ausblick ein Foto gemacht haben, begann der Abstieg in das Bergdorf Lepushe.
Ein erfrischender Abschluss
Der Abstieg führte kurz durch den Kosovo und dann weiter nach Montenegro. Nach einigen Stunden ließen wir die grasbewachsenen Hügel, auf denen wir noch durch die letzten Schneereste des Winters wanderten, hinter uns, und tauchten wieder in eine felsige Umgebung ein. Unser letzter gemeinsamer Treffpunkt war ein kristallklarer Bergsee. Dafür mussten wir ein bisschen kraxeln und klettern, aber dort angekommen wussten wir, wieso sich die Guides für diese Route entschieden haben – was für ein wunderschönes Fleckchen Erde! Nach einer wohlverdienten Pause und einem sehr erfrischenden Bad im See, nahmen wir die letzten Kilometer des Balkan Trails in Angriff. Als wir wenig später auf der Forststraße ankamen, wussten wir: Wir haben es geschafft! Fast 80 km, über 4.000 Höhenmeter, mindestens 1.000 Fotos und ein einmaliges Abenteuer lagen hinter uns. Nachdem wir von einem Bus zurück nach Plav gebracht wurden, ließen wir diese aufregende Woche gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen.
Fazit des fünften Tages:Wie schnell kann die Zeit vergehen?
Infos: Balkan Trail 2022
Leider bietet Travelbase in diesem Jahr die geführte Wanderung am Balkan Trail nicht für den deutschsprachigen Raum an. Jedoch gibt es mittlerweile auch andere Reiseanbieter, die Wanderer auf dem Peaks of the Balkans Trail oder Varianten davon begleiten. Hier ein paar Angebote für Wanderreisen im Balkan:
- Frosch Sportreisen: Eine 11-tägige Wanderreise auf dem Peaks of the Balkans Trail
- Hauser Exkursionen: 5-tägiges Trekking auf dem Peaks of the Balkans Trail
- ASI Reisen: 8-tägige Wanderreise am Peaks of the Balkans Trail