Zermatt steht schon seit Jahren auf meiner Bucket-Liste, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen, dieses Schweizer Dorf tatsächlich zu besuchen. Bis vor ein paar Wochen: Endlich war es so weit und ich reiste zusammen mit Marloes an jenen Schweizer Ort, an dem sich alles um diesen einen charakteristischen Bergriesen der Alpen dreht, der als der meistfotografierte Berg der Welt bekannt ist: das Matterhorn! Nicht nur der Berg hat uns beeindruckt, sondern auch das malerische Dorf Zermatt. Nach zwei Tagen in Zermatt waren wir um 768 Fotos und einige tolle Bergerfahrungen reicher.
Erstes Aufeinandertreffen im strömenden Regen
Da wir gerade einen Roadtrip in Frankreich hinter uns hatten, reisen wir über den Simplonpass in die Schweiz ein. Normalerweise ist das eine einmalig schöne Strecke, aber heute haben sich scheinbar alle Himmelspforten geöffnet und es gießt in Strömen. Diesmal Stoppen wir also nicht auf dem Gipfel, sondern fahren direkt weiter. Wir parken das Auto in der Garage in Täsch und steigen in den Zug, der uns in 13 Minuten ins autofreie Zermatt bringt: wir sind so was von gespannt! Bei der Ankunft ist leider kein Matterhorn zu sehen und alle Berge sind hinter einer dicken Wolkendecke verborgen. Wir müssen also auf morgen früh warten.
Da ist es endlich: das Matterhorn... Wow!
Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauen, liegt immer noch eine dicke Wolkendecke über Zermatt. Doch ein Blick auf die Webcam beruhigt uns: Da oben, über den Wolken ist der Himmel strahlend blau! Nach dem Frühstück wandern wir zur Gornetgratbahn, die uns in 33 Minuten auf 3.089 Meter Höhe bringt. Der Zug schlängelt sich friedlich den Berg hinauf. Nachdem der Zug endlich die Wolken durchquert hat, ist der lang ersehnte Berg endlich in Sicht: das Matterhorn! 'Wow', wir schauen sprachlos auf den riesigen spitzen Felsenberg. Ich hatte das Matterhorn bereits mehrmals von Weitem gesehen, aber aus der Nähe ist dieser Alpenriese wirklich noch um einiges beeindruckender. Vor allem beim ersten Anblick. Wir sitzen im Zug mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das heute auch nicht mehr verschwinden wird.
Eine der schönsten Ausblicke der Welt
Auf dem Gornetgrat liegt aufgrund der gestrigen starken Regenfälle reichlich Schnee. Zum Glück haben wir mehrere Kleidungsschichten angezogen und ich habe Handschuhe dabei, denn es ist ziemlich frisch. Wir steigen hinauf zum Aussichtspunkt beim Kulm-Hotel, welches das höchstgelegene Hotel der Schweiz ist. Die ersten zwanzig Bilder sind gemacht während wir immer und immer wieder gestehen müssen, wie schön es hier ist! Denn man kann nicht nur das Matterhorn sehen, sondern auch das Monte-Rosa-Massiv in Italien, den höchsten Berg der Schweiz, den Dufour (4634 Meter), den zweitgrößten Gletscher der Alpen (Gornergletscher) und nicht weniger als 29 Viertausender können wir von hier aus bestaunen... Es ist nicht verwunderlich, dass diese Aussicht als eine der schönsten der Welt bekannt ist. Daher sind hier normalerweise auch ziemlich viele Touristen unterwegs. Doch aufgrund der Corona-Pandemie ist es relativ ruhig und höre ich hauptsächlich Europäer.
Wanderung zum Riffelberg und über den Gletschergartenweg
Vom Gornergrat aus wandern wir zum Riffelberg, etwa 500 Höhenmeter und 6,3 Kilometer bergab. Unterwegs müssen wir natürlich immer wieder anhalten, um Fotos zu machen. Dabei gehören die Bilder, auf denen sich das Matterhorn in einem der Bergseen spiegelt, zu unseren Favoriten. Vom Riffelberg aus geht es mit dem Lift nach Furi, wo es dann endlich Zeit für das Mittagessen ist. Inzwischen hat die Sonne auch die Wolken im Tal verdrängt und wir genießen im Sonnenschein auf der Terrasse eine leckere Pfanne Alpenmakkaroni. Ich hatte erwartet, dass die Preise in Zermatt sehr hoch sein würden, aber CHF 24.50 für so eine große Portion ist gar nicht so schlecht. Nach dem Mittagessen ist ein Spaziergang auf dem Gletschergartenweg geplant, der hier in Furi beginnt. Während dieser rund einstündigen Tour geht es für Bergliebhaber über eine beeindruckende Hängebrücke und vorbei an einer einmalig schönen Landschaft geformt durch den Gornergletscher. Zurück im Dorf setzen wir uns mit einem Getränk und einem Buch auf die Lounge-Sofas der Dachterrasse unseres Hotels. Doch zum Leben komme ich nicht wirklich. Immer wieder werde ich von der beeindruckenden Aussicht auf diesen einen Berg abgelenkt.
Sonnenaufgang am Stellisee
Am nächsten Tag klingelt der Wecker schon um 03.45 Uhr, eine seltsame Zeit, um im Urlaub aufzustehen. Doch wir haben einen triftigen Grund. Um 4.45 Uhr nehmen wir die Sunneggu-Bahn und dann die Gondel nach Blauherd, um von dort aus in 20 Minuten zum Stellisee zu laufen. Unten im Dorf waren es gerade einmal 7 Grad, da will ich gar nicht daran denken, wie kalt es oben auf dem Berg sein würde. Doch ich bin vorbereitet und trage alle Schichten von Kleidung, die übereinander passen. Das frühe Aufstehen in der morgendlichen Kälte lohnt sich besonders an einem wolkenlosen Himmel. Es ist beinah windstill und das Matterhorn spiegelt sich im Stellisee, als ganz langsam den Gipfel des Matterhorns von der Morgensonne angestrahlt wird. Es sieht fast so aus, also ob der Berg beginnt zu glühen, von Minute zu Minute heller. Magisch, unübertroffen, wahnsinnig schön... Ich finde nicht die richtigen Worte, um dieses Bild zu beschreiben. Eines ist sicher: Ich werde diese Momente nie vergessen! Wir beenden diese frühe Wanderung mit einem Frühstück in der Fluhalp-Hütte.
5 Seenweg: Diese Wanderung solltest du in Zermatt nicht verpassen
Wenn man so früh aufsteht, hat man offensichtlich einen langen Tag vor sich. Diesen langen, anstrengenden und doch so erfüllenden gestrigen Tag spüre ich heute in meinen Beinen. Doch die Natur ruft schon nach mir. Wir entscheiden uns heute für eine relativ einfache Wanderung: den 5 Seenweg. Wie der Name schon sagt, führt dieser Wanderweg vorbei an fünf Bergseen, den Stellisee, Grindjisee, Grünsee, Moosjisee und Leisee, die alle ihren ganz eigenen Charakter, Form und Farbe besitzen. Die Wanderung dauert etwa 2,5 Stunden, mit einem Abstieg von 454 Metern und einem Anstieg von 165 Metern. Doch wie nehmen uns Zeit und benötigen dementsprechend deutlich länger. Immer wieder bleiben wir stehen und wieder ein Foto zu schießen, denn der Weg hat so viele schöne Fotomotive zu bieten. Wanderer, die eine größere Herausforderung suchen, können zum Beispiel klettern, können auch die Wanderung von der Bergstation der Sunneggabahn aus auf ihre Liste setzen. Und obwohl wir eigentlich den ganzen Weg zurück ins Dorf laufen wollten, ist unser Akku am Leisee wirklich leer. Wir nehmen den Zug nach bergab, um im Dorf zu Mittag zu essen.
Das Dorf Zermatt: besonders stimmungsvoll und lebendig
Zurück im Dorf stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung: Wo in Zermatt können wir am besten Mittagessen? Denn in Zermatt gibt es so viele einladende Restaurants, Terrassen und Bars in wunderschönen Chalets und historischen Gebäuden. Restaurants und Hotels wechseln sich ab mit kleinen, aber feinen Geschäften, die Zermatt ein luxuriöses und lebendiges Flair verleihen. Nachdem wir viele Speisekarten studiert haben, entscheiden wir uns für das kleine Café Lo-Kal, das von zwei Spaniern geführt wird. Nach dem gestrigen Schweizer Mittagessen wählen wir heute etwas ganz anderes: Marloes entscheidet sich für Enchiladas und ich für einen Sushi-Wrap mit Garnelen. Das erfrischende hausgemachte Getränk mit Wassermelone und Ananas schmeckt an diesem heißen Sommertag besonders gut. Und der köstliche hausgemachte Schokoladenkuchen ist das beste Dessert, was wir uns wünschen konnten. Wir beenden den Tag auf der Dachterrasse des Hotels im Sonnenschein und genießen die Aussicht auf den Berg, die den Ort so berühmt gemacht hat: das Matterhorn.
Fazit: Zermatt müssen Bergurlaub unbedingt besuchen!
Wir blieben zwei volle Tage und drei Nächte in Zermatt und das reicht auch aus, um einen (ersten) Eindruck vom Dorf und dem berühmten Schweizer Berg zu bekommen. Wer länger bleiben will, kann natürlich mehr wandern und die Schweizer Gastfreundlichkeit genießen. Doch die beeindruckende Landschaft bleibt die gleiche, dreht es sich in Zermatt doch vor allem um diesen einen Berg. Auch wir konnten von diesem Berg nicht genug bekommen und konnten unzählige Fotos und Videos aufnehmen. Und das Dorf? Hat es direkt in meine Top 3 der schönsten Dörfer in den Alpen geschafft. Im Moment sogar auf Platz 1. Doch ob das auch dann noch der Fall sein wird, wenn es hier mehr los ist, muss ich bei meinem nächsten Besuch in Zermatt neu beurteilen! ;-)
Tipps für eine Reise nach Zermatt
- Bergurlauber können auch einen Tagesausflug nach Zermatt unternehmen. Dazu empfehlen wir morgens den Zug ab Täsch, eine Wanderung auf den Gornergrat, einen Bummel durch die Straßen von Zermatt am Nachmittag und zum Abschluss ein Getränk auf einer der vielen Terrassen mit Aussicht auf den Berg, bevor es mit dem Zug zurück ins Tal geht.
- Wenn du vorhaben solltest, mit dem Auto anzureisen, buche im Voraus einen Platz im Parkhaus in Täsch und die Zugtickets nach Zermatt. Auf diese Weise bekommt man auch garantiert einen Parkplatz und spart Zeit vor Ort.
- Wir empfehlen dir, deine Wandertouren so früh wie möglich am Morgen zu beginnen. Vor allem auf beliebten Wanderwegen, wie dem 5 Seenweg, kann es hauptsächlich in der Hochsaison sehr voll werden. Wenn man rechtzeitig mit dem Wandern beginnt, begegnet man deutlich weniger Wanderern auf der Strecke.
- Unser Tipp, um zu entschleunigen: Lege die Kamera ab und zu beiseite und schaue dir die einmalig schöne Umgebung an, in der du gerade unterwegs bist, anstatt die schönsten Moment 'nur' auf Film festzuhalten: In Wirklichkeit ist alles noch viel schöner!
- Trotz der Tatsache, dass Zermatt ein autofreies Dorf ist, solltest du nicht ungestört mitten auf der Straße laufen. Es gibt hier eine ganze Reihe von Elektrotaxis und Hotelvans, und die haben es oft eilig.
- Für alle Reisenden mit kleinem Budget empfehlen wir, sich etwas Leckeres bei der Bäckerei Fuchs auszusuchen, ein Getränk beim Spar zu kaufen und sich einen Liegestuhl im kleinen Park bei der Kirche zu suchen.
- Im Matterhornmuseum Zermatlantis erfahren Sommerurlauber in Zermatt alles über die Geschichte des Dorfes, wie die Menschen hier früher lebten und wann und wie die Besteigung des Matterhorns begann.
- Mit dem Peak Pass haben Bergurlauber Zugang zu den drei Hauptbergen rund um Zermatt: Matterhorn glacier paradise, Rothorn und Gornergrat. Dort können sie die (Berg-)Bahnen und Lifte unbegrenzt benutzen, darunter die Matterhorn Gotthard Bahn zwischen Randa, Täsch und Zermatt. Ab drei Tagen wird der Pass pro Tag günstiger. Wer im Voraus online bucht, kann zudem von einem Frühbucherrabatt profitieren.