Die meisten unserer Leser sind Wanderer. Die meisten Wanderer waren schon einmal in Begleitung in den Bergen. Wer schon einmal in Begleitung am Berg war, der kennt sie, die Gespräche, die man bei stundenlangen Wanderungen führt. So weit, so gut. Jedoch kommt es dabei durchaus vor, dass bei dem ein oder anderen Detail ein wenig geflunkert wird. Ist man mit einem unerfahrenen Tourenpartner unterwegs, so heißen Gipfel in der Ferne häufig Großglockner, Großvenediger oder Zugspitze. Und auf Hütten hat natürlich noch nie jemand geschnarcht. Und das ist jetzt aber wirklich das letzte steile Stück vor dem Gipfel! Das alles sollte man seinen Weggefährten aber nicht krumm nehmen. Dennoch ist es gut zu wissen, welche kleinen Berglügen sich bei Wanderern gerne einschleichen. Hier sind unsere Top 7.
1. Nur noch eine Kurve
Die Füße schmerzen. Das Herz pumpt. Und irgendwie schwindet auch langsam die Lust. Kein Wunder, schließlich dauert die Tour schon mehrere Stunden. Da muss das Ziel doch bald in Sicht sein. Umso besser, wenn der Bergpartner dann überzeugt verkündet: 'Da vorne, die Kurve, das ist die letzte. Dann sind wir da.' Also werden erneut die letzten Kraftreserven gesammelt. Motiviert geht es in die Kurve. Erwartungsvoll blicken die Augen auf das Gipfelkreuz oder den gemütlichen Gasthof. Doch wer schon einmal in dieser Situation war, weiß, dass es nach so einer Aussage selten (Anmerkung der Redaktion: nie!) die letzte Kurve ist. Es folgen noch drei, oder vier, oder fünf... aber dann ist man irgendwann wirklich da.
2. Da hinten ist der Großglockner zu sehen
Die meisten kennen den Namen des höchsten Berges Österreichs, den Großglockner – oder im Dialekt, 'da Glockna'. Wer in den Alpen unterwegs ist, wird auch immer wieder auf den imposanten Riesen stoßen. An manchen Stellen gibt es Aussichtsplattformen mit Großglocknerblick, an anderen heißt das Hotel „Am Großglockner“. Das Wort zieht einfach, auch wenn der Riese Österreichs natürlich nicht von überall zu sehen ist. Trotzdem streckt man zwischendurch auf der Wanderung den Finger aus, um auf die Bergkette im Hintergrund zu zeigen: „Da ist übrigens der Großglockner.“ Ja, bestimmt. Irgendwo da ist sicher auch der Großglockner.
3. Das war jetzt der letzte steile Anstieg
Wenn es seit Stunden nur bergauf geht, sehnt man sich nach einer Weile nach einem flacheren Stück. So steil sah die Tour auf der Karte gar nicht aus. Diese These prüft der optimistische Wanderpartner direkt und verkündet dann: „Stimmt. Das war jetzt auch wirklich der steilste Teil. Ab jetzt wird es flacher.“ Oft wird diese Aussage mit dem Hinweis kombiniert, dass das Ziel nach der nächsten Kurve kommen müsste. An dieser Stelle sollten sich die Wanderneulinge in den meisten Fällen auf weitere steile Anstiege einstellen.
4. Da hinten kommt die Sonne raus
Die Wettervorhersage sah gar nicht so schlecht aus. Plötzlich fängt es an zu regnen. Bestimmt nur ein kurzer Schauer, heißt es. Zwei Stunden später hält selbst die Regenjacke nicht mehr dicht und in den Wanderschuhen hat sich ein kleines Feuchtbiotop gebildet. Langsam wird es kalt und die Hütte ist noch immer nicht in Sicht. Dafür ist etwas anderes zu sehen: „Da hinten reißt es auf. Da kommt gleich die Sonne raus.“ Zumindest behauptet das der Tourenpartner, während man selbst die Augen zusammenkneift und versucht, hinter den dicken grauen Wolken, ein klitzekleines Stück blauen Himmel auszumachen. Häufig vergeblich. Wanderer können beharrliche Optimisten sein, wenn es um das Wetter geht.
5. Ich habe noch nie geschnarcht
Eine Hüttenübernachtung in den Bergen hat Erzählungen zufolge einen leicht romantischen Touch. Gemeinsam mit Gleichgesinnten werden abends lustige Anekdoten des Tages ausgetauscht und der eine oder andere Schnaps geht auf Kosten des Hüttenwirts. Und dann schlafen alle gemeinsam im Lager ein. Zumindest, solange keiner schnarcht. Nach eigener Aussage macht das natürlich auch niemand. Trotzdem findet man sich selbst nachts hellwach im Schlafsaal wieder, während rechts und links ein mehrstimmiges Sägekonzert abgehalten wird. Ein Hoch auf Ohropax!
6. Da liegt kein Schnee mehr
In der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling liegt in den höheren Lagen häufig noch Schnee. Da die Wanderungen meistens weiter unten starten, ist oft nicht abzusehen, wie verschneit es tatsächlich noch ist. Zum Glück behauptet der Tourenpartner, dass da ganz sicher kein Schnee mehr liegt. Da kann man ja beruhigt losgehen. Zumindest so lange, bis man sich einige Höhenmeter weiter oben bereits durch das dritte Schneefeld kämpft und immer wieder bis zur Hüfte versinkt. Aber, ihr habt es sicher schon geahnt: Das ist bestimmt das letzte Schneefeld!
7. Besonders schwer war es eigentlich nicht
Wer nach einer Wanderung Fotos vorzeigt, ist meist vorteilhaft abgebildet. Der lange, zähe Anstieg durch den Wald wurde den Bildern nach lächelnd zurückgelegt. Auch in der schwierigen Klettersteigpassage ist ein Bild entstanden, auf dem man freudestrahlend in die Kamera blickt. Die zitternden Beine sieht auf dem Bild keiner. Auch das schwere Atmen auf den letzten Metern hat niemand festgehalten. Wenn dann die Frage kommt, wie die Wanderung war, heißt es häufig: „Naja, besonders schwer war es eigentlich nicht.“
Begleitung am Berg motiviert und sorgt für Sicherheit
Berglügen sind sogenannte weiße Lügen. Lügen, die einen positiven Effekt haben, weil sie eigentlich der Motivation dienen. Ist der eine Wanderpartner schon geschafft, kann der andere mit einer weißen Lüge die Stimmung wieder steigern. Zu viele Berglügen haben allerdings den gegenteiligen Effekt. Doch meistens spürt der Wanderpartner gut, wann damit Schluss sein muss. Abgesehen von den kleinen Flunkereien ergeben sich zwischen am Berg oft die allerbesten Gespräche, die die Anstrengung in den Hintergrund rücken können. Im Falle eines Unfalls kann der andere außerdem Hilfe holen oder leisten. Deshalb ist eine Wanderung in Begleitung nicht nur motivierend, sondern auch ein Sicherheitsfaktor am Berg.
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