Wenn man sich auf Spurensuche begibt, findet man die frühesten Zeugnisse der Südtiroler Waalwege noch aus dem 12. Jahrhundert. Bei sogenannten "Waalen" handelt es sich um Kanäle, die zur Bewässerung der Felder angelegt worden sind. Diese sind meist nur 50 cm breit und bilden ein breit gefächertes und eng vernetztes Bewässerungssystem. Die Bezeichnung „Waal“ leitet sich vom lateinischen „aqualis“ für Wasserlauf ab. Im 19. Jahrhundert wurden viele Wasserkanäle verrohrt unter die Erde verlegt, bis sich 1980 eine Initiative bildete, die zur Rettung der Waale aufrief und so den Verlust der alten Anlagen verhindern konnte. Im Vinschgau in Italien findet man noch heute 400 Kilometer Waalwege, die feinstes Wandervergnügen versprechen. IndenBergen stellt Wanderfreunden die fünf schönsten Waalwege in Südtirol genauer vor.
1. Zaalwaal, Vinschgau
Besonders schön an Waalwegen ist, dass sie meist nicht besonders herausfordernd sind, da die Wasserkanäle mit einem geringen Gefälle angelegt wurden. Schon eine kurze Tour ist hier purer Wandergenuss. So etwa auch der sehr alte Zaalwaal im Vinschgau. Startpunkt für die einstündige Tour, die man jedoch beliebig verlängern kann, ist Kortsch. Flach geht es hier durch einen abwechslungsreichen Wald, immer entlang des sanft dahin fließenden Waals. Während man sich selbst auf 1.000 Metern befindet, gibt es immer wieder Ausblicke auf die bis zu 3.000 Meter hohe Bergwelt Südtirols. Unter anderem auf die Laaser Spitze und den höchstgelegenen Marmorbruch Europas. Wer weiter wandern möchte, hängt den 4,5 km langen Ilswaal einfach hinten dran.
2. Berg- und Leitenwaal, Schluderns
Waale werden aus einer gemeinsamen Quelle gespeist, was früher zu großen Streitigkeiten unter den Landwirten führte. Wem steht wie viel Wasser zu? Heute sind die geschichtsträchtigen Wege jeden Schritt wert. Nicht zuletzt auch aufgrund der romantischen Naturkulisse. Das Ende des Berg- und Leitenwaalwegs liegt in Ganglegg, dort finden sich Siedlungsreste aus der Bronze- und Römerzeit. Bis auf eine Höhe von 1.100 Metern hinauf folgt man dem Waalweg, der in Schluderns startet. Für den 7,3 Kilometer langen Berg- und Leitenwaal benötigt man ca. zwei Stunden und bewältigt 340 Höhenmeter. Da es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt, sollten Wanderer auf diesem südtiroler Pfad unbedingt einen Proviant mitnehmen.
3. Tscharser- und Schnalswaal, Kastelbell
Wer Reinhold Messners Schloss Juval besuchen möchte, startet am besten im Vinschgauer Kastelbell im Trentino. Dort beginnt nämlich der Tscharser- und Schnalswaalweg, der in 7,2 Kilometern bis zum sehenswerten Mountain Museum führt. Mit 300 Höhenmetern ist dieser Waal etwas anstrengender, belohnt am Ziel aber mit dem Restaurant Schlosswirt. Wer sich unterwegs schon stärken möchte, kann im Buschenschank Sonnenhof einkehren. Die Brettljausen dort machen dann auch wirklich die ganze Familie satt. Der Waal stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde 12 Jahre lang erbaut. Noch heute trifft man dort eine der letzten Waaler-Hütten im Vinschgau. Hier wird zweimal täglich der Wasserlauf kontrolliert.
4. Latschanderwaal, Latsch
Normalerweise beziehen die Waale ihr Wasser aus einem Gletscher, doch der Latschanderwaal ist anders. Er wird aus der Etsch gespeist und führt durch sehr steil angelegte Weinterrassen. 1873 wurde er in den Berg geschnitten und ist damit der letzte seiner Art. Ausgangspunkt für die zweistündige Tour ist Latsch. Während man nur 120 Höhenmeter bewältigt, hat man jederzeit eine grandiose Rundumsicht über Weinberge und das Tal. Stärken kann man sich bei Sieglinde und Georg Ladurner. Die Wein- und Obstbauern bieten hausgemachten Kaiserschmarrn und Krapfen an. Ihren Pfraunhof findet man am Ende des Weges etwas oberhalb des Waals.
5. Algunder Waalweg, Meran
Wer direkt in Meran Urlaub macht, der findet diesen schönen Waalweg direkt vor seiner Nase. Er startet in Meran und führt über den Dächern der Stadt entlang durch Weinberge bis nach Algund. Um es genau zu sagen, beginnt der zweistündige Algunder Waalweg im Meraner Ortsteil Gratsch, ca. 10 Minuten zu Fuß von der Meraner Innenstadt entfernt. Unterwegs gibt es herrliche Aussichtspunkte, mit tollen Ausblicken über das Etschtal. Unterwegs lockt ein Stück Toskana mit Zypressen und Ölbäumen, außerdem finden sich zahlreiche urige Gasthäuser, in denen Wanderer mit kulinarischen Köstlichkeiten aus Südtirol verwöhnt werden. Wer möchte, macht noch einen Abstecher zum Schloss Thurnstein.
Etwas oberhalb von Meran liegt zudem Tirolo, eines der 10 schönsten Bergdörfer in Italien >>
Selten anstrengend und unglaublich erholsam
Wer auf Waalwegen wandert, kommt nicht unbedingt ins Schwitzen, da die Wege meist relativ flach verlaufen und nicht allzu lang sind. Neben einmaligen Ausblicken über die Südtiroler Berge erfährt man auf einem Waalweg primär eines: Ruhe. Das Plätschern des Wassers spendet jedem Wanderer Entspannung und Kraft beim Wandern. Wer es etwas aktiver mag, nutzt die umliegenden Berge im Etschtal oder der Ortlergruppe, um sich auszupowern. Hier kann man schweißtreibende Aufstiege meistern und auch klettern. Südtirol hat darüber hinaus noch viele weitere Attraktionen zu bieten und lohnt sich für den einen oder anderen Aktivurlaub. Für alle Italien-Liebhaber die gerne Wandern können wir außerdem diese 5 besonderen Hüttentouren sehr empfehlen >>